Die Tragikomik der Fiktionalität
Ein gewisser Herr Biller schreibt den Roman „Esra“ mit der Absicht ihn zu veröffentlichen. „Esra“ aber, die fiktive Protagonistin, ist von der Idee erfüllt, in die wirkliche Welt hinüberzuwechseln um Herr Biller daran zu hindern, sie für Unterhaltungszwecke in die Hände der Leser abzugeben. Mission erfolgreich erfüllt. Der Roman ist, lächerlich traurig an seiner eigenen Heldin verunglückt. „Die krankhafte Eifersucht“ Esras ist so weit ausgeartet, dass die Verbreitung des Manuskripts nun ganz real eingestellt werden musste.
Ein Mensch mit dem Wunsch, der Welt sein Werk zu zeigen ist an einer einzigen Lesermeinung gescheitert.
Ein Roman sollte nicht zum Ziel haben, voyeuristisch aus dem Leben einer Person zu erzählen, sondern den Leser auf einer anspruchsvollen Ebene zu unterhalten, und wenn möglich, eine tiefgreifende Botschaft zu vermitteln.
Ein fiktiver Text, greift implizit auf das Leben des Verfassers und dessen Umfeld zurück. Ein Autor, der zu phantastischen Mitteln greift, in Science-Fiktion-Romanen besonders erkennbar, entfernt sich weitläufig von der Wirklichkeit und seinem gewöhnlichen Umfeld. Andere Schriftsteller bevorzugen real wirkende Protagonisten an real existierenden Orten, als Beispiel dienend „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin. In beiden Fällen wird der Text zu Fiktion erklärt.
Auf der Suche nach Informationen zum Sylvia Plaths Roman „Die Glasglocke“ stößt man schon in den ersten Sätzen auf Formulierungen wie „ der Roman trägt autobiographische Züge“. Ungewollt wird der Leser in die Rolle des Sensationsgierigen gezwungen und befindet sich auf der gleichen Ebene wie der „Bild“- Leser . Warum geht man davon aus, dass ein Text, der als fiktiv bezeichnet wird, dessen Inhalt jedoch in direkten Zusammenhang mit dem Leben des Autors/ der Autorin gebracht wird, eine breitere Leserschaft findet?
Verleger versuchen oft krampfhaft, in die Fiktion, vom Autor mühevoll erschaffen, „einzubrechen“ und erdichtete Ereignisse oder Eigenschaften der Protagonisten mit denen des betreffenden Autors zu vergleichen. Der Roman verkauft sich besser, wenn es dramatisiert heißt: „ ähnlich der Protagonistin ihres eigenen Romans war die Autorin suizidgefährdet“, musterhaft am Beispiel von Sylvia Plath zu lesen.
Fest steht, tragische Schicksale scheinen dem Leser leichter zu (ge)fallen.
Komisch, wenn der Leser den fiktionalen Text mit der Biografie des betreffenden Autors verwechselt.
Ilias.
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